Am Anfang war …

Mein Webmaster treibt mich an, er hätte seine Arbeit getan und nun wäre ich an der Reihe, meinen Part zu erfüllen, und meint: Eine Webseite soll auch einen Text haben. Wo ich doch viel lieber mit dem Stift in der Hand neue Zeichnungen kreiere, um damit meine Umwelt zu stressen, die mal wieder raten soll. Also steht die Frage im Raum, was schreibt man da? Was spricht den Leser an? Am besten fange ich damit an, wie alles entstand.

Es begann alles damit, dass das Alter seinen Tribut zollte, die Gelenke knarrten und der Rücken nicht mehr so mitmachte, wie man sich das wünscht. So ergab es sich, dass ich zur Kur fuhr und therapiert wurde. Trotz vieler „Behandlungen“ war es dort recht eintönig und so griff ich zum Stift und fing an, Sprichwörter in Bilder zu verwandeln. Kleine Zeichnungen fast wie Fotografien entstanden. Jedes mit einem Rahmen in mittelalterlichem Stil. Ich möchte nicht überheblich erscheinen, aber es waren kleine Kunstwerke.  Wieder zu Hause, zeigte ich diese meinem engsten Familienkreis, also dem Ehemann und den beiden Kindern. Nur eines der Letzteren zeigte Interesse und war so mein erstes „Rätselopfer“.

…mein Webmaster meint gerade: schreib weiter, ganz toll. Dabei sieht er nur die Menge der Schriftzeichen und nicht den Inhalt.

Also weiter im Text: Grundsätzlich fand er, einer meiner tollen Söhne, die Idee ganz gut, Sprichwörter zu verbildlichen, jedoch vermisste er das Einzigartige, das Besondere, das Unverwechselbare, das wirklich Urbans-Typische. Eh, echt mal, da macht man sich die Mühe wunderbare kleine künstlerisch wertvolle Meisterwerke zu schaffen, ähnlich der Alten Meister im Albertinum, ohne Farbe versteht sich, und dann soll man sich etwas Spezielles, etwas Neues ausdenken. Ein Bild zum Sprichwort strapaziert den Geist schon  ausreichend und dann noch unverwechselbar. Enttäuscht verschwand alles in einer der vielen Schubladen. Und da blieb es vorerst liegen.

Sprichwort-Kiste: Sprichwörter und Redewendungen gezeichnet - die Darsteller

Familie U.

Erst der Tod eines sehr nahen Verwandten, machte mir deutlich, dass das Leben viel zu kurz ist, um alles, was man noch gemacht haben will, überhaupt zu beginnen. Und ich hatte doch schon begonnen. Warum also nicht weitermachen? Ich holte die Sprichwortbilder wieder hervor und versuchte, meine eigene Note zu finden. So entstand zuerst der Vater mit den sieben Haaren – zwei links, zwei rechts dort, wo eigentlich die Ohren sitzen und drei auf dem Kopf, dann die Mutter mit den drei Locken. Beide zuerst noch etwas nackig, doch bald Er in Hemd mit Kragen und drei Knöpfen und Sie mit Kleid, Kettchen und Handtasche und Absatzschuhen. Dann kamen die Kinder dazu, ein Mädchen mit Zöpfen im Kleidchen, ein Junge mit Strubbelkopf und Latzhose und viele, viele Tiere. Denn es gibt erstaunlich viele Sprichwörter mit Tieren.

Als die Grundfiguren von meinem Sohn „abgesegnet“ waren, begann ich die Sprichwortbilder in den Zeichnungen zu vereinfachen. Markante Zeichen sollten es einfach machen, dass jeweilige Sprichwort zu erraten. Für die ersten Praxistests musste dann meine Familie herhalten und so ergab es sich, dass sie regelmäßig als „Erstrater “ eingespannt wurden, ob sie wollten oder nicht. Hatte ich einen Zeichenanfall, so kam es gelegentlich vor, dass an einem Nachmittag bis zu zwanzig neue Bilder entstanden. Ich lauerte dann darauf, dass es an der Wohnungstür klapperte und ich mir ein Opfer greifen konnte. Eine beliebte Ausrede, nicht raten zu müssen: ich habe jetzt keine Brille. Doch die hatte ich dann später schon vorsorglich bei der Hand.

Ursprünglich wollte ich die Bilder in ein Buch verbannen und fragte bei verschiedenen kleineren lokalen Verlegern dafür an. Leider fand sich keiner. Von einem bekam ich die Idee geliefert, doch einen Kalender zu machen. Ich fand die Idee gut, der Verleger später selbst nicht mehr. Aber egal, wie heißt es doch so schön: selbst ist der Mann (hier die Frau), und so entstanden unterschiedliche kleine Tischkalender, hauptsächlich mit deutschen Sprichwörtern und Redewendungen, aber auch mit Englischen oder Französischen; die Russischen sind in Planung. Später kamen Geburtstagskalender hinzu und es gibt zwei Brettspiel-Originale, die schon bespielt wurden, und wenn man das Gewinnenwollen nicht allzu ernst nimmt und dabei nicht das Internet befragt, ob es dieses oder jenes Sprichwort so überhaupt gibt, denn selbige sind regional sicher auch sehr unterschiedlich in der Formulierung, dann kann es viel Spaß bereiten.

Und hat alles einen tieferen Sinn? Grundsätzlich könnte man das Bejahen, denn wer kennt sich heute schon noch mit Sprichwörtern aus? Die Wenigsten von uns benutzen Sprichwörter im Alltag und das Interessante ist, auf „meine Sprichwortrater“ färbt die geänderte Wahrnehmung im Alltag schon ab. Regelmäßig bekomme ich so neue, noch nicht gezeichnete Sprichwörter oder Redewendungen geliefert. Spaß macht es auch Metapher umzusetzen. Viel, viel mehr Zeit müsste man haben.

Wer mehr will: in jedem immerwährenden Tischkalender gibt es 64 verschiedene Bilder. Oder besucht mich auf instagram: urbanscomic. Über zahlreiche Follower würde ich mich freuen. Ich werde dort versuchen, regelmäßig Bilder einzustellen. Viel Spaß beim Raten.

Wer Kontakt suchen möchte, dann im Impressum schauen.